Sobald Berichte über hochrangige Gespräche zwischen der US-Administration (unter Präsident Donald Trump) und Moskau auftauchen, reagieren die Aktien von Rüstungskonzernen wie Rheinmetall, Renk und Hensoldt reflexartig mit deutlichen Kursverlusten. Diese Verteidigungsaktien fallen oft um 3 bis 9 Prozent. Die Anleger befürchten, dass ein Waffenstillstand die sofortige Nachfrage nach Munition, Ersatzteilen und neuen Waffensystemen abrupt beendet. Analysten betonen jedoch, dass diese Reaktion der Rüstungsaktien meist überzogen ist und primär durch das kurzfristige Markt-Sentiment ausgelöst wird.
🛡️ Die Fundamentalanalyse: Warum die Nachfrage bleibt
Die langfristigen Fundamentaldaten der Verteidigungsindustrie bleiben robust, da sie auf drei stabilen Säulen ruhen, die von einem kurzfristigen Frieden kaum berührt werden:
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Europäische Neubewaffnung (Zeitenwende): Die politischen Beschlüsse zur strukturellen Aufrüstung sind langfristig fixiert und budgetiert und laufen über Jahre.
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Russlands Neubewaffnung: Moskau wird einen Waffenstillstand nutzen, um seine militärischen Kapazitäten wieder aufzufüllen – eine Bedrohung, die Europas Investitionen in Rüstungsaktien dauerhaft stützt.
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Abhängigkeitsreduzierung: Europa strebt eine größere Unabhängigkeit von den USA an, was die Nachfrage nach europäischen Verteidigungsaktien zusätzlich stützt.
Kurz gesagt: Friedenssignale führen zu Kursschwankungen, doch die strukturellen Wachstumstreiber der Rüstungsaktien bleiben erhalten.
Die Citigroup-Sicht: Kaufgelegenheit bei Rüstungsaktien
Vor dem Hintergrund dieser Kurskorrekturen sieht die Citigroup eine klare Einstiegschance für Rüstungsaktien. Analyst Charles Armitage argumentiert, dass die Aktien der Verteidigungsbranche seit ihren Höchstkursen im Oktober bis zu 40 Prozent verloren haben, was die langfristige Notwendigkeit der europäischen Aufrüstung nicht adäquat widerspiegelt. Die gesunkenen Bewertungen bieten nun einen attraktiven Preis für langfristig orientierte Anleger. Die Logik ist unerschütterlich: Unabhängig von einem Waffenstillstand muss Europa seine Verteidigungsfähigkeit massiv und dauerhaft stärken, um weitere Aggressionen zu verhindern.
❓ Wie hoch stehen die Chancen auf ein baldiges Kriegsende?
Die Chancen auf ein baldiges, umfassendes Friedensabkommen sind nach Ansicht der meisten Experten derzeit eher gering. Dies liegt an den unüberbrückbaren Forderungen der Konfliktparteien. Russland schließt Verhandlungen über den Status der bereits annektierten Gebiete (einschließlich der Krim) kategorisch aus. Die Ukraine lehnt Gebietsabtretungen als inakzeptabel ab. Solange diese politischen und territorialen Forderungen unvereinbar sind, wird das globale Risiko anhalten und damit auch die Notwendigkeit für Investitionen in die Verteidigungsbranche.
Analysten sehen ein eingefrorenes Konfliktszenario als wahrscheinlichsten Ausgang. Dieses schafft eine dauerhafte Unsicherheit, die die Nachfrage nach Rüstungsaktien langfristig hoch hält. Die Verhandlungen verursachen zwar Volatilität, doch ein schnelles, umfassendes Ende des Krieges ist unwahrscheinlich, was die fundamentale Logik für Investitionen in diese Aktien nicht entkräftet. Die Citigroup wettet darauf, dass die politischen Notwendigkeiten die kurzfristige Marktpanik überdauern werden.
