BMW: Leider ein mehr als schwieriges Investment!

Liebe Leserin, lieber Leser,

eigentlich schreibe ich viel lieber über Chancen als über Risiken. Da mich aber mehrere Nachrichten mit der Bitte erreichten, meine Meinung zu deutschen Autowerten und vor allem BMW zu veröffentlichen, mache ich das gerne. Aber erwarten Sie bitte nicht allzu viel Euphorie von mir.

BMW: Qualität aus Bayern!

BMW ist seit Jahrzehnten ein Garant für qualitativ hochstehenden und innovativen Autobau. Da beißt keine Maus den Faden ab. Mit hoher Besorgnis muss ich allerdings auch hier ernsthafte Probleme wahrnehmen. Ich gehe zwar davon aus, dass das Unternehmen diese in den Griff bekommen wird, aber aktuell sind sie nun einmal da.

Welchen Antrieb hätten Sie den gerne?

Auf den ersten Blick machte mir die Technologieoffenheit der Bayern massive Freude. Im Programm sind neben reinen Verbrennerfahrzeugen auch Hybride und reine E-Fahrzeuge. Gleichzeitig wird an Wasserstoff-Fahrzeugen ernsthaft und auch mit beachtlichen Erfolgen gerarbeitet. Leider hat dieses Vorgehen auch Nachteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Die Kosten für die weitere Entwicklung dieser verschiedenen Systeme sind nun einmal höher, als wenn sich BMW nur auf einen Antrieb konzentrieren würde.

Der „klassische“ Verbrenner ist ein Auslaufmodell

Nun mag der US-Präsident Trump so viel auf E-Autos schimpfen wie er will und das Verbrennen von Benzin und Diesel glorifizieren, wie er mag. Die Hauptmusik spielt weiter im größten Absatzmarkt der Welt, China. Und hier werden E-Autos nun einmal gewünscht.

Die Verkaufszahlen für Verbrennerfahrzeuge (Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren) in China zeigen einen deutlichen Rückgang. Laut neuesten Berichten und Analysen haben New Energy Vehicles (NEVs), darunter Elektroautos und Plug-in-Hybride, im Juli 2024 erstmals mehr als die Hälfte aller Neuzulassungen in China ausgemacht. Dies markiert einen Wendepunkt, da der Marktanteil von Verbrennerfahrzeugen von 94 Prozent im Jahr 2020 auf nur noch 59 Prozent im ersten Halbjahr 2024 gesunken ist. Experten prognostizieren, dass bis 2025 in China mehr Elektroautos als Verbrennerfahrzeuge verkauft werden könnten. Dies wird durch eine Kombination von staatlichen Subventionen, einem starken inländischen Wettbewerb und einer zunehmenden Konsumentenpräferenz für Elektrofahrzeuge unterstützt.

Wasserstoff-Autos: Das wird wohl nichts werden!

Sicherlich gibt es durchaus Argumente, die für den Wasserstoffantrieb sprechen
Pro Wasserstoffautos:
  • Reichweite und Tankzeiten: Wasserstoffautos bieten eine größere Reichweite mit schnellen Tankzeiten, was für Langstreckenfahrer und Nutzfahrzeuge attraktiv ist. Modelle wie der Hyundai Nexo und Toyota Mirai haben Reichweiten von bis zu 680 km mit einer Tankfüllung, die in etwa drei Minuten getankt werden kann.
  • Emissionsfreier Betrieb: Sie emittieren nur Wasser, was sie zu einer umweltfreundlichen Alternative macht, besonders wenn Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen produziert wird.
  • Unternehmenseinsatz: In der Nutzfahrzeugbranche (LKW, Busse) wird Wasserstoff als eine mögliche Lösung betrachtet, speziell für schwere Lasten, wo Elektromobilität aufgrund von Gewicht und Ladungskapazität auf Batterien an ihre Grenzen stößt.

Allerdings gibt es hier auch massives Kontra:

Kontra Wasserstoffautos:
  • Infrastruktur: Die Zahl der Wasserstofftankstellen ist global sehr gering im Vergleich zu Ladeinfrastruktur für Elektroautos. In Deutschland ging die Zahl der Wasserstofftankstellen 2023 sogar zurück.
  • Kosten: Die Anschaffungskosten für Wasserstofffahrzeuge sind hoch, und der Preis für Wasserstoff am Tank ist deutlich teurer als für Elektrizität oder fossile Kraftstoffe, was die Betriebskosten erhöht.
  • Wettbewerb mit Elektroautos: Elektroautos haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, sowohl in Technologie, Preisgestaltung als auch in der Infrastruktur, was ihre Marktchancen verbessert hat. Es zeigt sich eine zunehmende Skepsis gegenüber Wasserstoffautos, da die Verkaufszahlen global zurückgehen und viele große Hersteller ihre Wasserstoffprojekte für Pkw zurückfahren.
  • Effizienz: Die Produktion und Nutzung von Wasserstoff für Autos ist ineffizienter als direkte Nutzung von Elektrizität in Batterien. 

BMW investiert hier also in einen Bereich, der zumindest massive Hürden auf seinem Weg zu massiver Marktdurchdringung vor sich hat. 

Die deutsche Autoindustrie tut sich generell mit dem Wandel schwer

Leider muss ich attestieren, dass die deutschen Autobauer, die einfach brillant bei der Verbrennertechnologie sind, im Bereich der E-Mobilität deutlich unbeweglich agieren. Nun kommt dann immer der Satz: „Die Chinesen bauen ihre Autos nur deswegen so günstig, weil sie massive staatliche Hilfe erhalten!“ Das ist auch korrekt. Aber zumindest gibt es europäische Hersteller, die mit in rein Europa produzierten E-Autos absolut konkurrenzfähige Modelle auf den Markt bringen. Hier seien nur Renault und Citroen genannt.

Übrigens: Wenn Sie mich zwingen würden, Aktien eines deutschen Autoherstellers zu kaufen, wären es die von BMW und damit das geringste Übel. Aber da ich das nicht muss, werden Sie aller Voraussicht nach in der nächsten Zukunft keine BMW-Aktien in meinem Depot finden.

Point&Figure-Chartcheck: Bullisch sieht (noch) anders aus!

Point&Figure-Chart von BMW
Die Aktie von BMW im Verkaufssignal

Auch der Point&Figure-Chart weckt wenig Kaufbegeisterung bei mir.

Denn die Aktie von BMW hat 2 Verkaufssignale generiert und so auch zwei abfallende Tiefs. Rein rechnerisch hat die Aktie nun ein Abwärtspotenzial bis auf rund 66 Euro. (Aktiviertes vertikales Kursziel im 2er-Reversal). Erst ein Anstieg auf 82 Euro würde den Chart wieder auf bullisch „drehen“.

Morgen werde ich Ihnen einen Autowert vorstellen, der mir deutlich besser gefällt. Seien Sie gespannt!

Ihr Jörg Mahnert